Wahl Schleswig-Holstein: Ein Ergebnis, das keines ist

Stephan Frey
Stephan Frey
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„Wir sind die Sieger“, diesen Satz hörte man gestern Abend nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis der Wahl in Schleswig-Holstein  sowohl von der CDU wie auch von der SPD.

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Hier die CDU, die mit 0,4 Prozent vor der SPD lag, aber genau so viele Mandate errang wie diese.

Wahlergebnis Schleswig-Holstein: FDP drin, Linke draussen

Dort eine SPD, die gleichauf mit der CDU keine eigene Mehrheit hat, aber mit den Grünen und dem SSW (Dänische Minderheit) zusammen eine Regierung bilden will.

Auf der anderen Seite eine Piratenpartei, die auch im hohen Norden ihre Segel in einem Landtag hisst.

Selbst der FDP ist es gelungen, eine kleine Sensation zu erreichen. Unter ihrem Spitzenkandidaten Wolfgang Kubicki ist es den Liberalen trotz aller Umfragewerte gelungen, das zweitbeste Ergebnis in Schleswig-Holstein zu erlangen.

Und dann gibt es noch einen Gewinner, der auf den ersten Blick wie ein Verlierer wirkt, die Linken.

Die eigentlichen Gewinner: Die Linke

Diese verloren massenweise Stimmen und flogen am gestrigen Abend aus dem Landtag. Warum sollten also gerade die Linken als Gewinner dastehen?

Nach der Abwahl der Grünen aus dem Bundestag erfanden sich die Grünen neu und starteten daraufhin von Wahlerfolg zu Wahlerfolg.

Wenn die Linke die Gunst der Stunde nutzt und eine ernsthafte Wahlanalyse betreibt, kann es der Partei gelingen, zukünftig umso erfolgreicher zu sein.

Wir haben uns viel zu sehr mit uns selber beschäftigt

Jost de Jager (CDU): Politische Landtagskarriere vorerst beendet

Der Verlierer des Tages ist hingegen der CDU-Spitzenkandidat Jost de Jager, der kein Landtagsmandat errang, weil die Liste der CDU nicht zog.

Sollte de Jager keine Regierung mit anderen Parteien bilden können, ist der Spitzenmann ebenso Geschichte wie die Regierungspartei CDU.

SPD und Grüne wollen mit der CDU und der FDP hingegen keine Gespräche führen. Auch dies ist typisch norddeutsch.

Stur, wie Norddeutsche nun einmal sind, wird ein breiter Konsens abgeblockt und es wird nur mit dem geredet, der einem nach dem Mund redet, egal welcher Parteifarbe dieser angehört.

Optimal für Schleswig-Holstein: Allparteienregierung

Das Beste für Schleswig Holstein wäre hingegen eine breite Regierung, gebildet aus allen Parteien. Dabei sollten sowohl SPD und CDU abwechselnd den Ministerpräsidenten stellen.

Die Grünen die FDP und der SSW sollten sich ebenfalls in die Regierung einreihen. Selbst den Piraten sollte ein Platz in der Regierung angeboten werden.

Und die gerade abgewählten Linken sind in den Kommunen immer noch stark vertreten und dürfen daher auch in der neuen Regierung ein Ministeramt bekleiden.

So wäre eine optimale Regierung gebildet, in der es nicht um politischen Streit geht, sondern um Inhalte.

Neue Legislaturperiode: Erneutes politisches Mobbing angesagt?

Stattdessen wird die neue Legislaturperiode wohl wieder ein politisches Mobbing der unterschiedlichen politischen Farbenlehre gegeneinander. Hier die Ergebnisse im Einzelnen: CDU kam auf 30,8 Prozent, die SPD auf 30, 4 Prozent.

Die Grünen erhielten 13,2 Prozent. Die FDP kommt auf 8,2 Prozent. Die Piraten errangen im Norden 8,2 Prozent, die Linke kommt nur noch auf 2,2 Prozent. Der SSW erreichte 4,6 Prozent.

Was das Ergebnis in Schleswig-Holstein zudem trübt, ist die Tatsache, dass im Gegensatz zur letzten Wahl rund 13 Prozent weniger wählen waren. Insgesamt wählten nur rund 60 Prozent der Wahlberechtigten.

Auch dies zeigt vielmehr, dass die Menschen auch in Schleswig-Holstein auf das politische gegenseitige Rumgehacke keinen Nerv mehr haben. Schleswig-Holstein stellt jedoch in puncto Politmobbing eine bundesdeutsche Besonderheit dar.

Torsten Albig: Droht Heide Simonis Teil II?

Auch die neue potenzielle Regierung verfügt nur über eine Mehrheit von einer Stimme.

Es bleibt fraglich, ob Torsten Albig, der Spitzenkandidat der SPD, nach dem Ergebnis dieser Wahl in Schleswig-Holstein 2012 nicht seinen persönlichen Heide Simonis-Flashback erlebt.

Heide Simonis war damals bei der Wahl zur Ministerpräsidentin aus den eigenen Reihen boykottiert worden und abgewählt worden.

Insofern darf der Rest der Republik gespannt darauf sein, ob und wann im Norden neu gewählt wird.

Weitere News: Landtagswahl Schleswig-Holstein 2012: Umfrage und Prognosen

SPD-Spitzenkandidat Torsten Albig zur Wahl in Schleswig-Holstein


Bsp. Grafik: Wahl Schleswig-Holstein 2012 / Ergebnis (c) jp

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