Prozess gegen Uli Hoeneß: Reiner Tisch oder reiner Nonsens?

Stephan Frey
Stephan Frey
4 min Lesezeit

Prozess gegen Uli Hoeneß: Dritter Tag im Fokus der Live-Übertragung, reiner Tisch oder reiner Nonsens? – Im öffentlichen Prozess gegen Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung scheint sich die Steuerschuld immer weiter nach oben zu korrigieren.

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Hoeneß kündigte an, reinen Tisch machen zu wollen. Mittlerweile klingt das Ganze jedoch nach reinem Nonsens.

Steuerfahnderin: Mindestens 23 Millionen Euro Steuern hinterzogen

Nach Angaben einer Steuerfahnderinnen, die im Prozess als Zeugin aussagte, hielt Hoeneß dem Finanzamt mindestens rund 23 Millionen Euro an Steuern zurück. Offenbar scheint auch hier noch Luft nach oben zu sein.

Nach dem Hoeneß neue Unterlagen eingereicht hatte (für die Jahre 2003-2006) ergab sich ein Steuerfehlbetrag in Höhe von rund 23,7 Millionen Euro. Sollten die in der Anklage aufgeführten 2,5 Millionen Euro für die Kapitalerträge der Jahre 2007 bis 2009 noch hinzu addiert werden, hätte Uli Hoeneß 26,2 Million Euro an Steuern der Gesellschaft vorenthalten.

Nach Angaben der Steuerfahnderin nahm diese die Berechnung sogar zu Gunsten von Hoeneß vor. Demnach könnte der tatsächliche Betrag noch weitaus höher liegen.

Die Verteidigung von Hoeneß hatte kurz vor Beginn des Prozesses ein umfassendes Dateipaket zu den Devisengeschäften von Uli Hoeneß eingereicht. Auf dieser Grundlage führte die Steuerbehörde die Neuberechnung der Steuerschuld durch.

Über Jahre hinweg Dokumente für Finanzamt vorenthalten

Am Montag teilte Hoeneß reumütig bei Prozessauftakt mit, dass er mindestens 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen hatte.

Dabei sagte er wörtlich: “Ich will ohne Wenn und Aber reinen Tisch machen und zeigen, dass ich steuerehrlich bin.“

Die Steuerehrlichkeit wird jedoch dadurch erschüttert, dass Hoeneß über Jahre den Finanzbehörden die entsprechenden Dokumente zu den Schweizer Konten vorenthalten hatte.

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Haftstrafe noch zu vermeiden?

Experten gehen mittlerweile davon aus, dass sich einer Haftstrafe für Uli Hoeneß kaum noch vermeiden lässt. Damit dürfte nicht nur die Karriere beim FC Bayern München für Hoeneß erledigt sein, sondern auch sein öffentliches Ansehen insgesamt.

Während für andere Angeklagte die Unschuldsvermutung gilt, hat Hoeneß indes zugegeben die Tat der Steuerhinterziehung begangen zu haben.

Insofern kann auch hier die Unschuldsvermutung nicht mehr greifen. Fraglich bleibt allerdings, ob eine Haftstrafe wirklich angebracht wäre.

Haft wäre fast Satire aus sicht der Steuerzahler

Eine größere Strafe wäre stattdessen, wenn Hoeneß soviel an Strafe bezahlen müsste, dass er nahezu pleite ist. Dies würde nicht nur der Gesellschaft guttun, sondern würde zugleich auch eine wahre Strafe für Hoeneß darstellen. Eine Haftstrafe indes ist bei guter Führung schnell abgesessen. Hoeneß das zu nehmen, was er der Gesellschaft vorenthielt wäre indes die wohl größere Strafe.

Zudem würde es auch innerhalb der Gesellschaft besser aufgenommen. Allerdings geben die geltenden Gesetze nicht den Spielraum, eine derartige Strafe durchzusetzen. Bleibt also nur die Haft. Diese wiederum kostet den Steuerzahler erneut Geld. Hoeneß sagte bei Prozessauftakt, dass er “kein Sozialschmarotzer“ sei. Wenn er sich in Haft begeben müsste, wäre er zwangsweise ein solcher.

Denn Kost und Logis bezahlen jene, die er durch seine Straftat der Steuerhinterziehung betrogen hat. Insofern wäre genau genommen der ehrliche Steuerbürger von Hoeneß doppelt betrogen worden. Einmal durch die Steuerhinterziehung und zum anderen dadurch, dass der Steuerzahler für seine Haft auch noch bezahlen muss.

Weitere News: Uli Hoeneß Prozess Live: Reißt er das Steuer noch rum?

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Bsp. Grafik zum Artikel: Uli Hoeness Prozess Steuerhinterziehung / Selbstanzeige (c) cc/Brauer Photos / Hubert Burda Media

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