Uli Hoeneß Prozess Live: Reißt er das Steuer noch rum?

Stephan Frey
Stephan Frey
5 min Lesezeit

Prozess-Auftakt gegen Uli Hoeneß im Fokus der Live-Übertragung: Diskussion am Vorabend im TV bei Günther Jauch – reißt er das Steuer noch rum? Der Prozess gegen Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung begann heute am Montag den 10. März 2014 in München.

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Damit ist es fast ein Jahr her, das bekannt wurde, dass Hoeneß über einen Zeitraum von mehreren Jahren Steuern hinterzogen hatte.

Aufgekaufte Steuer-CD sorgte für Selbstanzeige von Hoeneß

Der Präsident des FC Bayern München hatte ein Millionenkonto in der Schweiz und spekulierte damit an der Börse. Die Millionengewinne versteuerte er jedoch nicht.

In Windeseile konstruierte Hoeneß mit seinen Anwälten eine Selbstanzeige, als bekannt wurde, dass Steuerbehörden CDs mit Steuersündern aufgekauft hatten.

Auf einer dieser CDs stand auch der Name von Uli Hoeneß. Die Staatsanwaltschaft hält derweil die Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung (die im günstigsten Fall zu einer Straffreiheit führen würde) für unwirksam.

Uli Hoeneß: Haftstrafe droht

Im Falle einer Verurteilung würde dem Präsidenten des FC Bayern München aufgrund der hinterzogenen Beträge zwingend eine Haftstrafe drohen. Eine Bewährungsstrafe indes kommt nach Ansicht vieler Experten kaum infrage.

Insofern geht es für Hoeneß nahezu um alles oder nichts. Sollte der Bayern-Präsident mit seiner Selbstanzeige durchkommen, dürfte er unter Umständen auch seine Funktion als Bayern-Präsident behalten.

Bei Haft dürfte Karriere von Uli Hoeneß als Bayern-Präsident beendet sein

Sollte er hingegen schuldig gesprochen werden und mit einer Bewährungsstrafe davon kommen, müsste Hoeneß zwar nicht ins Gefängnis, die Karriere als Präsident des erfolgreichsten deutschen Fußballvereins dürfte damit aber ein jähes Ende finden.

Denn bekanntermaßen hört bei Geld in aller Regel die Freundschaft auf. Das bedeutet, dass zahlreiche Sponsoren des FC Bayern München wohl Ihr Engagement beim FC Bayern aufkündigen würden, wenn Hoeneß weiterhin Präsident des Vereins bliebe.

Andererseits hat Hoeneß dem Verein jedoch auch selbst viel Geld zu Verfügung gestellt, so dass er möglicherweise sich auch weiterhin den Job “erkaufen“ könnte.

Unabhängig von dem Funktionärs-Schicksal des Bayern-Präsidenten ist die Tatsache, dass Hoeneß offenbar innerlich immer noch der Meinung ist, dass es sich bei seinem Handeln um ein Kavaliersdelikt handelt, wohl kaum zu übersehen. Dies wird allein dadurch deutlich, dass Hoeneß keine Konsequenzen gezogen hat und an seinem Posten festhält.

Bevölkerung sollte mit moralischem Zeigefinger vorsichtig sein

Andererseits steht es jedoch auch einem Großteil der Bevölkerung nicht zu, mit dem moralischen Zeigefinger auf Uli Hoeneß zu zeigen. Dies belegt die Tatsache, dass zahlreiche reguläre Arbeitnehmer durchaus in der Schwarzarbeit nichts unrechtes sehen können.

Stattdessen wird diese von zahlreichen Personen ausgeübt und dabei der Staat ebenfalls um Millionensteuereinnahmen betrogen.

Allein im Jahr 2012 entstand dem Staat ein Schaden von 750 Millionen Euro durch Schwarzarbeit. Hinzu kommt noch, das hohe Beträge für die Sozialversicherung nicht abgeführt werden.

Steuerhinterziehung: Asoziales Verhalten gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft

Auch wenn die Summe von Hoeneß sicherlich nicht mit einem Schwarzarbeiter zu vergleichen ist, der verhältnismäßig lächerliche Geldbeträge für seine Arbeit kassiert, ist es letztlich unterm Strich beides ein und derselbe Straftatbestand, nämlich Steuerhinterziehung.

Beide Verhaltensweisen sind schlicht und ergreifend als asozial zu bezeichnen. Denn letztlich kann eine Gesellschaft nur so viel für die Schwächsten leisten, wie die Mehrheit der Bevölkerung bereit ist für diese zu geben.

Wer Steuern hinterzieht, begeht damit gleichzeitig eine Benachteiligung der Schwächsten der Gesellschaft. Gemeint sind Kinder, denen möglicherweise kommunale Träger Leistung vorenthalten müssen, ebenso wie Pflegebedürftige und Rentner, denen ebenfalls welche auch immer gearteten Leistungen vorenthalten werden müssen, weil die Steuereinnahmen nicht so fließen, wie sie für eine Gewährleistung der Leistungen hätten fließen müssen.

Insofern sollte das Grundlage des gesellschaftlichen Handelns sein, was man allgemein als Solidarität bezeichnet. Dies gilt auch in Bezug auf die Steuerpflicht.

Weitere News: Alice Schwarzer Steuerhinterziehung: Verhalten ist asozial und peinlich!


Bsp. Grafik zum Artikel: Uli Hoeness Steuerhinterziehung / Steuer-Affäre Selbstanzeige (c) cc/Jose Nadie

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