Pussy Riot Prozess: Der verbale Kampf im Gericht

Stephan Frey
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Die russische Punkband „Pussy Riot“ prophezeite in ihrem Prozess-Schlusswort vor Gericht das Ende des derzeit existierenden politischen Systems.

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Die Sängerin der Band verglich vor Gericht das Verfahren gegen die Band mit den Stalin-Prozessen.

Pussy Riot: Gericht verschob Urteilsverkündigung

Nadeschda Tolokonnikowa sagte, dass die Justiz nach den Vorgaben einer „politischen Unterdrückungsanordnung“ handeln würde.

Das Gericht hatte die eigentlich für den heutigen Mittwoch erwartete Urteilsverkündigung verschoben.

Die 22-jährige Sängerin Tolokonnikowa beklagte, dass „während des gesamten Verfahrens der Band nicht zugehört wurde“. Weiter sagte die Sängerin „Unser Platz ist in Freiheit und nicht hinter Gittern“. Das Gericht wirft der Punkband Rowdytum vor.

Auftritt in Kathedrale als Zeichen des Protestes gegen Putin

Im Februar hatte die Band in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale vor dem Altar ein „Punk-Gebet“ gesprochen.

Mit ihrem Auftritt wollte die Mädchenband gegen die Kandidatur des heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin protestieren. Die Band kritisierte insbesondere auch die Nähe Putins zur russisch-orthodoxen Kirche.

Anwältin: Haftstrafe wäre Weg in die Diktatur

Das russische Strafrecht sieht für Rowdytum bis zu sieben Jahre Haft vor. Die Staatsanwaltschaft forderte am Dienstag drei Jahre Haft. In ihrem Plädoyer warf die Staatsanwaltschaft der Punkband unter anderem „Anstachelung zu religiösem Hass“ vor.

Die Verteidigung der Band verlangte in ihrem Plädoyer einen Freispruch. Die Richterin Marina Syrowa will nun das Urteil erst am 17. August verlesen. Eine der Anwältinnen der Angeklagten warnte das Gericht vor einer Haftstrafe.

Dies würde bedeuten, dass sich „die Behörden für den Weg der Diktatur entschieden haben“, so die Anwältin Violetta Wolkowa.

Wladimir Putin hatte sich vor einigen Tagen indirekt für ein mildes Urteil ausgesprochen. Ob dieser Ausspruch des Präsidenten auch der Grund für die Urteilsverschiebung darstellt, ist indes nicht bekannt.

Sprecher der Bundesregierung bezeichnet Prozess „als politisch motiviert“

Ein Duma-Abgeordneter rechnet derweil mit einem Strafmaß unterhalb der Forderung der Staatsanwaltschaft. Gelichwohl rechnet der Abgeordnete offenbar nicht mit einer sofortigen Freilassung.

Ein Sprecher der Bundesregierung sprach indes von einem „politisch motivierten Prozess“. In einem Brief an den russischen Botschafter in Berlin hatten 121 Bundestagsabgeordnete aller Parteien Vorwürfe in Richtung der russischen Justiz erhoben.

Insofern dürfte das Urteil allein schon aus diplomatischen Erwägungen mild ausfallen, so zumindest die Hoffnung der Angeklagten.

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Bsp. Grafik zum Artikel: Pussy Riot Prozess (c) mj

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