Die so genannte Pädophilie-Affäre um den Spitzenkandidaten der Grünen zur Bundestagswahl, Jürgen Trittin, bereitet der Partei große Sorgen.
Ausgerechnet zu Unzeit droht ein gut gemeintes Ansinnen der Grünen, nämlich die schonungslose Aufarbeitung von Pädophilie-Bestrebungen in der Gründungsphase der Partei, die Bundestagswahl für die Grünen zu vermiesen.
Trittin wegen 32 Jahre altem Kommunalwahlprogramm in der Kritik
Weil in der Gründungsphase der Partei pädophile Strömungen innerhalb der Grünen existierten, wollte die Partei ihre Vergangenheit aufarbeiten und beauftragte eine Forschergruppe damit. So mutig dieser Schritt aus moralischen Erwägungen ist, so unglücklich ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse gewählt gewesen.
Denn ausgerechnet der Spitzenkandidat zur Bundestagswahl, Jürgen Trittin, gerät nun im Zusammenhang mit der Pädophilie-Debatte ins Kreuzfeuer der Kritik. Trittin unterzeichnete als presserechtlich Verantwortlicher vor 32 Jahren im Wahlkampf der Göttinger Grünen ein Kommunalwahlprogramm, dass Sex mit Kindern nicht mehr unter Strafe stellen sollte.
Trittin selbst leugnet nicht, damals als presserechtlich Verantwortlicher dieses Kommunalwahlkampfprogramm unterzeichnet zu haben. Allerdings spricht er von Fehlern, die im Zusammenhang mit der Gründungsphase der Partei und den damals dort existierenden teilweise extremistischen Strömungen zu verstehen sind.
Philipp Mißfelder (CDU): Der selbst ernannte Moralist und die künstlichen Hüftgelenke
Während sich im Zuge immer enger werdender Umfrageergebnisse die konservative Presse versucht an dem Thema abzuarbeiten (allen voran der Focus), gerät der eigentliche Mut der Grünen in der Angelegenheit in den Hintergrund. Im Gegensatz zu zahlreichen politischen Gegnern hat die Partei den Auftrag zur schonungslosen Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit selbst und ohne Druck von außen veranlasst.
Wohl wissend, welche möglichen Ergebnisse diese wissenschaftliche Überprüfung erbringen könnte. Während ausgerechnet ein Herr Mißfelder von der CDU, der Menschen über 65 künstliche Hüftgelenke verweigern will, sich nun als Moralapostel zu etablieren versucht, gehen die Grünen mit dem Thema offen und selbstkritisch um.
Waschen die Regierungsparteien kurz vor der Wahl schmutzige Wäsche?
Ungeachtet dessen kann man Jürgen Trittin vieles vorwerfen, nicht jedoch, dass er Pädophilie gutheißt. Die Debatte erweckt vielmehr den Eindruck, als ob die ziemlich ratlos wirkenden Koalitionsparteien kurz vor der Wahl versuchen schmutzige Wäsche zu waschen.
Dass die Grünen ihre Vergangenheit selbstkritisch angehen und insofern im Gegensatz zur Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen in der Katholischen Kirche mit positivem Beispiel vorangehen (von Seiten der CDU war über die Katholische Kirche seltsamerweise keine Kritik zu hören), sollte im Zuge des Entwicklungsprozesses, den die Partei im Laufe der Jahre durchgemacht hat, betrachtet werden.
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Bsp. Grafik zum Artikel: Jürgen Trittin Grüne / Bundestagswahl 2013 (c) cc/BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN