Doktorarbeit von Norbert Lammert: Fehler des Plagiat-Jägers aufgedeckt – Erneut gerät mit Norbert Lammert ein Politiker in den Verdacht, bei Anfertigung seiner Doktorarbeit abgeschrieben zu haben.
Diesmal handelt es sich um keinen geringeren als den amtierenden Bundestagspräsidenten.
Lammertplag: Wer ist „Robert Schmidt“?
Lammert schrieb im Jahre 1974 eine Doktorarbeit mit dem Titel “Lokale Organisationsstrukturen innerparteilicher Willensbildung – Fallstudie am Beispiel eines CDU-Kreisverbandes im Ruhrgebiet.“
Promoviert wurde Lammert damit im Jahre 1974 an der Ruhruniversität Bochum. Nun hat ein Internetblogger, der sich selbst “Robert Schmidt“ nennt, angeblich in der Doktorarbeit von Lammert Textstellen entdeckt, die auf eine wortwörtliche Übernahme hindeuten könnten.
Enthüller begeht zahlreiche wissenschaftliche Fehler
Der vermeintliche Plagiatenthüller lässt sich selbst mit den Worten zitieren: “Einen erheblichen Teil der als verwendet angegebene Literatur hat er ganz offenbar nicht gelesen; dies wird insbesondere anhand der Übernahme zahlreicher charakteristischer Fehler aus der Sekundärliteratur deutlich.“
Auf der Internetseite „lammertplag.wordpress.com“ dokumentiert „Schmidt“ diese Textstellen. Der selbst ernannte Enthüller dokumentiert auf seiner Internetseite jedoch selbst gravierende wissenschaftliche Fehler.
So gibt er an, die Arbeit nicht vollständig auf Plagiate untersucht zu haben. Vielmehr habe er die Untersuchung nach rund einem Drittel des Hauptteils beendet. Er gibt dies damit an, dass ihm die Zeit für eine eingehende Untersuchung fehlen würde. Stattdessen sieht er sich darin bestätigt, dass die bis dahin untersuchten Textstellen ausreichen würden, ein Plagiat zu belegen.
Grundlage einer Doktorarbeit ist es, einen eigenständigen wissenschaftlichen Beitrag zu leisten. Hierbei ist die Gesamtarbeit zu würdigen. Um ein Plagiatvorwurf zu rechtfertigen, hätte der betreffende selbst ernannte Enthüller die Arbeit vollständig durcharbeiten müssen.
Alles andere ist hinsichtlich einer Urteilsfindung nicht nur unwissenschaftlich, sondern zudem sogar hinsichtlich einer möglichen strafrechtlichen Würdigung bedenkenswert.
Bundestagswahlkampf 2013 als Grund für Enthüllung?
Zudem gibt der selbst ernannte Enthüller an, dass es ihm nicht gelungen sei, eine Promotionsordnung aus dem Jahre 1975 ausfindig zu machen. Eine einfache Nachfrage in dem entsprechenden Institut hätte ausgereicht, um eine Promotionsordnung aus dem Archiv zutage zu fördern.
Insofern stellt sich die Frage, inwieweit der selbst ernannte „Robert Schmidt“ überhaupt die Wahrheit herausfinden wollte oder inwieweit er lediglich den herannahenden Bundestagswahlkampf für mögliche politische Verschiebungen in seinem Sinne nutzen wollte?
Norbert Lammert ging indes in die Offensive und bat die Ruhr-Universität Bochum um Überprüfung der Arbeit.
Allein das offensive Vorgehen in der Sache lässt den Schluss zu, dass Lammert sich um den möglichen Entzug seines Doktortitels keine Sorgen macht. Die Ruhr-Universität Bochum indes prüft nun die Doktorarbeit des Bundestagspräsidenten.
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Bsp. Grafik: Norbert Lammert / Doktorarbeit / Plagiat News (c) cc/boellstiftung