NDR-„Markt”-Test 2014: Faseriges Bier: Mikrorückstände entdeckt, Streit um Plastik-Fasern in Bier und Wassersorten – Seit 1516 gilt das Reinheitsgebot für Bier (seit diesem Zeitpunkt zumindest für Bayern).
Kaum ein Getränk wird nach strengeren Richtlinien gebraut als das deutsche Bier.
Markt untersuchte bekannteste Getränkemarken
Nun berichtet das NDR Magazin “Markt“, dass Fasern aus Kunststoff beziehungsweise aus Fleece-Material beim Waschvorgang über das Abwasser in die Umwelt und damit auch in das dem Reinheitsgebot unterliegende Bier gelangen kann. Jedoch nicht nur in Bieren, sondern auch in Mineralwässern wurden die Partikel nachgewiesen.
Das Magazin “Markt“ untersuchte die in Deutschland meistverkauften Getränkemarken. Nach Angaben des Magazins enthielten alle die Mikroplastikpartikel. Bei einem Mineralwasser wurden 7,3 Fasern je Liter festgestellt, bei einem Bier sogar 78,8 Fasern.
Das bislang keine Grenzwerte gibt, kann nicht festgelegt werden, welche Anzahl an Fasern als unbedenklich und welche als kritisch einzustufen sind. Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass möglichst wenige der Plastikfasern in dem Getränk enthalten sein sollen, damit mögliche Gesundheitsgefahren ausgeschlossen werden können.
Auch Fasern in der Atemluft und anderen Lebensmitteln entdeckt
Allerdings weist der Meereschemiker Gerd Liebezeit von dem Labor-Unternehmen MarChemConsult darauf hin, dass die Plastikfasern sich nicht nur in den Getränken und auch in anderen Lebensmitteln befänden, sondern auch in der Atemluft.
Professor Stephan Pflugmacher Lima, Ökotoxikologe von der Technischen Universität Berlin (Institut für Ökologie) weist darauf hin, dass die Plastikfasern auf kurz oder lang für den Menschen eine Gefahr darstellen könnten.
Zuständige Ministerien weisen Verantwortlichkeit von sich
Mit Muscheln durchgeführte Experimente zeigten, dass sich die Mikrofasern im Körpergewebe anreichern könnten, so Pflugmacher.
Derweil weisen das Bundesumweltministerium und das Bundesministerium für Ernährung auf Anfrage der “Markt“-Redaktion die Zuständigkeit von sich.
Der Deutsche Brauer-Bund weist nach Angaben des NDR darauf hin, dass eigene Untersuchungen keine Mikropartikel in den zum Brauen verwendetem Wasser nachgewiesen hätten. Ähnlich äußerten sich renommierte Mineralwasser-Hersteller.
Es ist nun an der Wissenschaft, etwaige gesundheitliche Folgen für die Menschen abzuklären und mögliche Maßnahmen zu ergreifen, um das Eindringen von Mikropartikel in die Getränke und andere Lebensmittel zu verhindern.
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Bsp. Grafik zum Artikel: NDR Markt Test 2014 / Plastik in Bier und Wasser (c) cc/Cambridge Brewing Co.