Gustl Mollath: Seehofer, die Landtagswahlen und die Wahrheit

Stephan Frey
Stephan Frey
5 min Lesezeit
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Im Fall des seit 2006 in der geschlossenen Psychiatrie untergebrachten Nürnbergers Gustl Mollath hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine Überprüfung des Falls gefordert.

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Gegenüber der “Passauer Neuen Presse“ sagte Seehofer: “Es müsse so schnell wie möglich Klarheit geben, ob die Unterbringung von Herrn Mollath in der Psychiatrie auch unter Berücksichtigung aller neuen Informationen gerechtfertigt ist.“

Bayerische Justizministerin: “Im Fall Mollath wurden keinerlei Fehler gemacht“

In diesem Zusammenhang ist auffällig, dass Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) noch vor wenigen Wochen davon gesprochen hatte, dass im Fall Mollath keinerlei Fehler gemacht wurden.

Gustl Mollath wurde im Jahr 2003 angeklagt, seine Ehefrau geschlagen und verletzt zu haben.

Im weiteren Verlauf soll er Reifen von zahlreichen Personen zerstochen haben, die seine Frau im folgenden Ehescheidungsverfahren unterstützt hatten.

Ehefrau von Gustl Mollath soll in Schwarzgeldgeschäfte mit der Schweiz verwickelt gewesen sein

Gustl Mollath behauptete, dass seine Ehefrau in Schwarzgeldgeschäfte der HypoVereinsbank (HVB) Nürnberg mit der Schweiz verwickelt sei.

Mehrere renommierte Gutachter (Ärzte, Fachärzte für Psychiatrie) kamen zu dem Schluss, dass Mollath unter einer wahnhaften psychischen Erkrankung leide und eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen würde.

Daraufhin wurde er in die Psychiatrie eingewiesen. Gestützt wurde die These einer psychischen Erkrankung durch „wirr“ geschriebene Briefe, die Mollath der Staatsanwaltschaft beigefügte. Zuvor hatte er mehrere Strafanzeigen wegen Schwarzgeldgeschäften erstattet.

Richter gingen Vorwürfen nicht nach

Offenbar konnten die Richter, die über das Schicksal von Mollath entschieden, sich nicht vorstellen, dass an den Vorwürfen gegenüber der HypoVereinsbank etwas dran sei.

In diesem Zusammenhang ist jedoch auch auffällig, dass Richter aktiv verhinderten, dass den Vorwürfen von Gustl Mollath nachgegangen werden konnte.

So hatte ein Richter mehrfach verhindert, dass sich der Betroffene überhaupt zu den Schwarzgeldvorwürfen äußern konnte. Es soll sogar ein Richter bei der Steuerfahndung angerufen haben und mitgeteilt haben, dass man den Vorwürfen nicht nachgehen müsse, da der Mann “verrückt“ sei. Daraufhin seien die eingeleiteten Ermittlungen umgehend beendet worden.

„Sonnenkönig Seehofer“ (CSU): Macht retten

Was sich liest wie ein Kriminalroman hat so tatsächlich stattgefunden. Umso bemerkenswerter erscheint nun der Einwurf von Horst Seehofer.

Ihm geht es offenbar nicht um das Schicksal von Gustl Mollath, sondern um sein eigenes. Im nächsten Jahr sind Landtagswahlen im Freistaat Bayern. Ein von der Opposition ausgeschlachteter Skandal würde die Allmachtsfantasien der CSU und damit auch des Herrn Seehofer untergraben.

Deshalb scheint die CSU ihre Haltung hinsichtlich des Falls „Gustl Mollath“ zumindest bis zur Landtagswahl zu ändern. Selbst wenn am Ende die Justizministerin ihren Stuhl räumen muss, Hauptsache der “ bayerische Sonnenkönig Seehofer“ behält sein Amt.

Angesichts der medial inszenierten angeblichen Aufarbeitungswut des bayrischen Ministerpräsidenten bleibt zweifelhaft, ob tatsächlich eine detaillierte Neuauflage des Verfahrens erfolgt, oder ob sich die CSU am Ende das Schicksal des Gustl Mollath bedient, um ihre eigene Macht abzusichern.

Beate Merk (CSU): „Seine Gefährlichkeit ist der Grund, warum er untergebracht ist“

Im Zusammenhang mit dem Verfahren tritt insbesondere die Aussage der bayerischen Justizministerin Beate Merk gegenüber “Report Mainz“ in den Vordergrund,“ dass seine Gefährlichkeit (gemeint ist Gustl Mollath) der Grund dafür sei, dass er untergebracht ist.“

Inwieweit die Gefährlichkeit vielleicht auch politische Strukturen selbst betrifft, mag man nur vermuten.

Fall für Amnesty International

Insbesondere ist auffällig, dass viele der Schwarzgeldgeschäfte offenbar mittlerweile verjährt sind, und insofern nicht weiterverfolgt werden können. Wer also hinter den Schweizer Nummernkonten „DVD oder Pythagoras“ verborgen ist, könnte eine genaue Aufarbeitung ergeben.

Diese wird aber offenbar von politischer Seite bewusst unterdrückt. In diesem Zusammenhang erweckt die bayerische Justiz eher den Eindruck eines von der CSU implementierten Rechtsapparates, denn einer unabhängigen Justiz.

Insofern bleibt abzuwarten, inwieweit Verstrickungen zwischen Justiz, HypoVereinsbank, CSU und möglichen weiteren Protagonisten des bayerischen „Polit-Sumpfes“ zu Tage treten.

Abschließend sei zu erwähnen, dass einer der Gutachten bereits im Jahr 2007 (Dr. Simmerl) Gustl Mollath vollständige psychische Gesundheit attestiert hat.

Dieses Gutachten wurde vor Gericht jedoch in keiner Weise berücksichtigt. Was bleibt, ist ein handfester Skandal, der eigentlich ein Fall für Amnesty International ist, da die CSU Gustl Mollath wohl als gefährlich für den politischen Machterhalt betrachtet und Mollath insofern eine Art politischer Gefangener ist.

Weitere News: Armutsbericht 2012: Bundesregierung frisiert Armutsbericht für Deutschland!

Bsp. Grafik: Horst Seehofer (c) cc/Michael Panse

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6 Kommentare
  • Natürlich wurden im Mollaths Fall keine Fehler gemacht! Ich bin der Meinung: Überhaupt alles, was die Justiz tut, ist mit Absicht, vorläufig geplant, zwischen mehreren beteiligten Angehörigen und Beihilfen der Justiz vereinbart, mit habgierigen Zielen enorm gesättigt.

  • Kommentar zu newscentral.de 2.12.12

    Auch wir sind ein Opfer der Polit- Justiz im Freistaat Bayern. Nach nicht lange her, da haben wir immer das so dargestellt. Der grüßte Polit- Justiz Skandal in Bayern, vor der Haustüre des Ex- Ministerpräsidenten Edmund Stoiber.
    Das beteiligte Amtsgericht ist nur ca 200 Meter vom Domizil des Ex Präsidenten entfernt. Doch was mit Gustl Mollath geschieht, da ist unsere Sache noch nicht so schlimm.
    Wir haben unser ganzes Hab und Gut, alle privaten Sachen, unsere Heimat Bad Tölz, unsere Existenz, unsere Altersvorsorge, unsere Gesundheit und beinahe unser Leben verloren. Alles war und ist der Ministerin der Justiz Beate Merk und dem Ministerpräsidenten bekannt. Die Korruption beim Amtsgericht Wolfratshausen ist auch dem Landgericht
    Mü. II 5. Strafkammer bekannt. Mit Beschluss vom 10.Juni 2006 bestätigt. Az.: 5 AR 4/08. ein geringerer wie der bekannte LG Richter als Alt und zwei Beisitzer. Bereis am 22. 08. 2006 wurde die Korruption vom Vizepräsidenten des LG Mü II Az. 6 T 4015/06 bestätigt. Wer annimmt das nach 7 Jahren etwas geschehen ist, der irrt gewaltig. Warum? Weil in Bayern wie allseits bekannt die Uhren anders gehen.

    • wie Recht Sie doch haben!
      leider mußte ich vor 22 jahren auch 400.000.-DM durch die HVB verlieren die total gedeckt wurde. da wundern sich die A….., warum sie vetrauen verloren haben?

  • ….Amnesty International…LOL…Betonung liegt auf International…hatte Amnesty mal selbst mit einer entsprechenden Sache in die Pflicht nehmen wollen…Antwort….man kümmert sich nur um entsprechende Dinge im Ausland…LOL…das wahre Gesicht…so kommts zum Vorschein, alles nur Fassade….traurig….

  • 14.12.2012
    Lüge des Psychiaters Dr. Wörthmüller bewiesen – kommt Gustl Mollath noch heute frei?
    Von Leon Berger
    Dr. Michael Wörthmüller, eine Schlüsselfigur im Fall Gustl Mollath, hat gelogen. Gustl Mollath hatte den Psychiater bereits 2004 schriftlich angezeigt und in der Strafanzeige behauptet, dass er die Verbindung von Dr. Wörthmüller zu den „Schwarzgeldverschieberkreisen“ aufgedeckt habe. Gestern (13.12.2012) wurden nun sich widersprechende Angaben von Dr. Wörthmüller zu seiner Beteiligung an dem Verfahren gegen Gustl Mollath bekannt. Im November 2012 hatte Dr. Wörthmüller gegenüber der Süddeutschen Zeitung behauptet, dass er Gustl Mollath 2004 aus schierem Zufall auf der Straße begegnet sei, als dieser seinen Nachbarn (einen Finanzanleger) aufgesucht habe. Bei dieser zufälligen Begegnung hätte er mit Gustl Mollath auf der Straße über den Schwarzgeldkomplex geredet. Deshalb (und auch aufgrund der Vertraulichkeit erzeugenden Nachbarschaft mit dem Finanzanleger) habe er sich später in dem Verfahren für befangen erklärt. In einem von Dr. Wörthmüller verfassten und auf den 1.7.2004 datierten Brief an das Amtsgericht Nürnberg, in dem er das Gericht über seine Befangenheit informierte, hatte der Psychiater aber angegeben, dass ihn Gustl Mollath persönlich aufsuchen wollte und persönlich aufgesucht habe, so wie auch seinen Nachbarn, den befreundeten Finanzanleger. Auf Email-Anfragen zu den sich widersprechenden Äußerungen antworteten gestern weder Dr. Wörthmüller noch Olaf Przybilla, einer der beiden Redakteure des Artikels der Süddeutschen Zeitung. Daher konnte bisher nicht ausgeschlossen werden, dass sich Dr. Wörthmüller eventuell nur falsch erinnert hat oder dass die Süddeutsche Zeitung die Angaben des Psychiaters ungenau wiedergegeben hatte.

    Der Beweis für die Lüge des Dr. Wörthmüller ist nun aber ein Schreiben vom Amtsgericht Nürnberg an Gustl Mollath vom 5.5.2004. In diesem Schreiben wird Gustl Mollath mitgeteilt, dass er zwangsweise in die von Dr. Wörthmüller geleitete Klinik eingewiesen wird und dort von Dr. Wörthmüller persönlich begutachtet werden soll. Gustl Mollath wusste also spätestens durch diesen Brief vom 5.5.2004 sehr genau um die zentrale Rolle von Dr. Wörthmüller in seinem Fall. Man kann nun zwar nicht ausschließen, dass der persönliche Kontakt von Dr. Wörthmüller zu Gustl Mollath schon vor dem Erhalt des Briefes vom 5.5.2004 und dann eventuell tatsächlich aus reinem Zufall stattfand. Dr. Wörthmüller hatte in dem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung vom November 2012 auch behauptet, dass das angeblich zufällige Treffen und das sich daraus ergebende Gespräch auf der Straße über den Schwarzgeldkomplex stattgefunden hätten, bevor er als Gutachter von dem Gericht in der Sache Mollath angefragt worden sei. In dem von Dr. Wörthmüller verfassten und auf den 1.7.2004 datierten Brief an das Amtsgericht Nürnberg zu seiner Befangenheit schrieb er aber: „Leider ist es so, dass ich in der vergangenen Woche bereits persönlichen Kontakt mit Herrn Mollath hatte“. Diese Woche begann am 21.6.2004. Zwischen dem 5.5.2004 (Brief vom Amtsgericht Nürnberg an Gustl Mollath wegen der anstehenden Begutachtung durch Dr. Wörthmüller) und dem 21.6.2004 liegen 47 Tage. Die unterschiedlichen Angaben von Dr. Wörthmüller aus den Jahren 2004 und von 2012 sind daher in zentralen Punkten unvereinbar. Dr. Wörthmüller ist damit der Lüge überführt.

    Durch die Lüge von Dr. Wörthmüller ist letztlich auch die psychische Gesundheit von Gustl Mollath bewiesen. Denn Dr. Wörthmüller hatte dem Amtsgericht Nürnberg in einem Brief vom 5.7.2004 als neuen Gutachter Dr. Klaus Leipziger empfohlen und gab an, mit Dr. Leipziger auch bereits gesprochen zu haben. Dr. Klaus Leipziger wiederum hat dann später jenes Gutachten erstellt, auf dessen Grundlage Gustl Mollath dauerhaft in die Psychiatrie zwangseingewiesen wurde. Dr. Leipziger diagnostizierte damals bei Gustl Mollath in seinem Gutachten ein „paranoides Gedankensystem“, zu dem es beispielsweise gehöre, dass Dr. Wörthmüller in das komplexe System der Schwarzgeldverschiebung verwickelt wäre. Durch die Lüge von Dr. Wörthmüller muss man es aber als erwiesen ansehen, dass Dr. Wörthmüller wie von Gustl Mollath schon 2004 behauptet und angezeigt zu den „Schwarzgeldverschieberkreisen“ gehört. Das Gedankensystem von Gustl Mollath war also realistisch und nicht paranoid.

    Angesichts dieser neuen Erkenntnisse erscheint es möglich, dass Gustl Mollath noch heute freigelassen wird. Gestohlen wurden ihm dann 2.482 Tage seines Lebens durch die Zwangsunterbringung in der Psychiatrie. Oder zumindest ein großer Teil seiner Freiheit an diesen Tagen. Aber den zehnjährigen Kampf gegen hunderte Beteiligte und einen fast übermächtigen Gegner hat am Ende der gewonnen, der der normalste von allen in der ganzen Geschichte war und nun als stolzer Held in die deutsche Geschichte eingeht: Gustl Mollath.

  • Kommentar zu Mollath 1.02.13
    Gustl Mollath hat den größten fehler gemacht, weil er Ex Ministerpräsident Stoiber schon am 8.04.2004 über den Schwarzgeldverschiebungsskandal mit Unterlagen versorgt hat. Stoiber der Duzfreund von Beate Merk hat sicher mehr davon Kenntnis wie alle annehmen. Ich hab auch auf die Ehrlichkeit des Stoibers, seiner CSU vertraut und brisante Schriftstücke von Karlheinz. Schreiber präsentiert. Das wurde mir zum Verhängnis. Am 11. Mai 2006 hat man uns aus unserer Heimat Bad Tölz vertreiben. das ganze HAB und Gut, alle privaten Sachen, unsere Altersvorsorge genommen, unsere Existenz vernichtet, unsere Gesundheit ruiniert und beinahe unser Leben genommen. Seit dieser Zeit über sechs Jahre werden wir verfolgt. Unsere Autoreifen eingeritzt, die Radbolzen gelockert und so versucht uns umzubringen. Als das nicht geglückt ist wurde ich bei einer Nacht und Nebel Aktion von der Polizei mit Einbruch in die Wohnung in die JVA Stadelheim, die HÖLLE auf Erden verschleppt.

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