Armut in Deutschland: Fragwürdige Praxis der Wohlfahrtsverbände

Stephan Frey
Stephan Frey
5 min Lesezeit

Nach Zahlen und Statistik im Armutsbericht 2012: Fragwürdige Praxis der Wohlfahrtsverbände bezüglich Armutsgefährdung – Armut in Deutschland, ein Thema das nicht nur zu Weihnachten von Bedeutung ist.

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Dass immer mehr Menschen in Armut abdriften und sich das gesellschaftliche Gleichgewicht immer mehr zu einer Klassifizierung zurückbildet, wie sie eigentlich seit dem Feudalismus überwunden schien, ist beschämend.

12,4 Millionen Einzelschicksale

Die Fakten, sind auch nicht zu leugnen. Neben Berlin gilt das Ruhrgebiet als die Region mit der höchsten Armutsgefährdung. Bundesweit hat die Quote der Armutsgefährdung im Jahr 2011 bei 15,1 Prozent gelegen.

Dies stellt einen einmaligen Rekord seit der Wiedervereinigung in Deutschland dar.

Was in Prozentzahlen ausgedrückt nüchtern klingt, stellt genau genommen 12,4 Millionen Einzelschicksale dar.

Paritätische Wohlfahrtsverband: Niedriglohnsektor für Armutsgefährdung verantwortlich

Dies sind nahezu eine halbe Million Betroffener mehr als im Jahr 2010. Diese Daten gehen aus dem jüngsten Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervor.

Wie der Verbandsgeschäftsführer Ulrich Schneider gegenüber der Presse mitteilt, hätten sich im Ruhrgebiet und in Berlin „geradezu dramatische Verwerfungen ereignet.“

Als Grund für die dramatische Zunahme der Armutsgefährdung sieht der Paritätische Wohlfahrtsverband die Zunahme von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen. Zudem sei insgesamt der Niedriglohnsektor gestiegen.

Durch zusätzliche politische Sparmaßnahmen wie die Streichung des Elterngeldes für Hartz IV-Empfänger und die Beendigung von Programmen für Langzeitarbeitslose würde sich die Situation dramatisch verschärfen.

Insbesondere in Berlin stieg die Quote der Armutsgefährdung von 19,2 auf 21,1 Prozentpunkte an. Im Ruhrgebiet nahm die Armutsgefährdung von 17,4 auf nunmehr 18,9 Prozentpunkte zu. In der Ruhrgebietsstadt Essen stieg die Armutsgefährdung um 57 Prozent, in Duisburg um 45 Prozent.

Beschämende Doppelmoral des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes?

So realistisch die Zahlen auch sind, so beschämender ist jedoch die Tatsache, dass gerade eine Wohlfahrtsorganisation wie der Paritätische Wohlfahrtsverband offenbar mit dem Schicksal von armen Menschen kalkuliert.

Wie erklärt sich sonst, dass der Armutsbericht knapp eine Woche vor Weihnachten herauskam und nicht beispielsweise schon im Herbst?

Sollte hier vielleicht an die Spendenbereitschaft der Deutschen appelliert werden? Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Sollte dem so sein, so entlarvt sich der Paritätische Wohlfahrtsverband letztlich als ein Verband, der auch nur eigene Interessen verfolgt.

Auch wenn zugegebenermaßen die Spenden in großen Teilen an die betroffenen Einrichtungen weitergegeben werden, so verdienen die Mitglieder des Paritätische Wohlfahrtsverband letztlich dadurch in nicht unbeträchtlichem Maße.

Von 1-Euro-Jobs profitiert

Insbesondere die Kritik an prekärer Beschäftigung wie den 1-Euro-Jobs und die gleichzeitige Nutzung derselben bei vielen der Mitgliedsverbände des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes bezeugen von der Doppelmoral.

Dies gilt umso mehr, als dass der Paritätische Wohlfahrtsverband zusammen mit dem FDP-Abgeordneten Pascal Kober ein Konzept vorgelegt hat, das eine Ausweitung des zweiten Arbeitsmarktes für rund 200000 Langzeitarbeitslose vorsieht.

Bibel: „Hütet euch vor falschen Propheten“

Letztlich nutzt der Paritätische Wohlfahrtsverband mit der Vorlage des Armutsbericht kurz vor Weihnachten den guten Willen der Menschen aus, um an deren Spenden zu gelangen.

Um in diesen Tagen der Besinnlichkeit einen Satz der Bibel zu zitieren (Mt 7,15-23): „ Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind! An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Sammelt man auch Trauben von Dornen, oder Feigen von Disteln?

So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum sollt ihr sie an ihren Früchten erkennen“. Weiter Kommentar überflüssig.

Weitere News: Armutsbericht 2012: Bundesregierung frisiert Armutsbericht für Deutschland!


Bsp. Grafik: Homeless (c) cc/Beverly & Pack

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2 Kommentare
  • Die Zahlen von Arbeitslosigkeit und Armut sind geschönt. Jeder Hartzer, der in einer Zwangsmaßnahme ist,ist nicht mehr arbeitslos.Auch 1 Euro Jobber nicht.Der Zustand bleibt aber der gleiche.Arm durch Arbeit.Die Wohlfahrtsverbände,Tafeln usw nehmen gern 1 Euro Jobber.Die Führungskräfte in den Vereinen kassieren oft gute Löhne,verwalten die armen Teufel und schieben soziale Punkte für ihre Existenz vor.Es ist eine Armutsindustrie entstanden,bei der sich die Vorstände die Taschen füllen,während die 1 Euro Jobber gammliges Gemüse,billig entsorgt,aussortieren müssen.Selbst Jobcenter verweisen in Notfällen auf Tafeln und ähnlichen Vereinen.Schlimm genug,dass der Staat sich der Pflicht entledigt und dadurch die Wohlfahrtsverbände aus dem Boden schießen. Die ganze Hartz 4 Verwaltung und Aufstockerkosten könnten wegfallen,damit wären Gelder frei für ein bedingungsloses Grundeinkommen.Die Ausweitung des 2. Arbeitsmarktes entspricht dem Gedanken der FDP und dem paritätischem Wohfahrtsverband. Immer billige Knechte.Super. Wird dieser Zustand nicht gestoppt, oder weitet es sich aus,wird es soziale Unruhen geben.Ja, es ist eine Doppelmoral mit den Verbänden von Tafeln,Suppenküchen und paritätischen Verbänden. Die Armut wird weiter zunehmen,Omis wühlen in Mülltonnen, was ist hier in unserem Lang bloß geschehen?Kaputt sparen ist nicht der Weg für Wohlstand. In dem Sinne,frohe Weihnachten-au weia.

  • Hervorragender Artikel. Die Zornesröte steigt einem ins Gesicht, dass ausgerechnet die Wohlfahrtsverbände mit der FDP kooperieren. Gottlob wird diese menschenverachtende Praxis der 1-EUR-Jobs weggespart als auch die unsinnige Zwangsmaßnahmen für Arbeitslose. Das ist schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung.

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