Nach ARD-Bericht über Leiharbeiter: Amazon zieht Konsequenzen

Stephan Frey
Stephan Frey
4 min Lesezeit

Nachdem der ARD Amazon-Bericht „Ausgeliefert!“ über die Situation ausländischer Leiharbeiter 2013 einen Sturm der Entrüstung im Internet entfacht hat, reagierte der Versandhändler nun. Die ARD-Reportage über den Leiharbeiter-Skandal bei Amazon ist derweil nach wie vor in der Mediathek abrufbar.

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Nachdem sich Amazon bereits von dem umstrittenen Sicherheits-Service getrennt hat, folgt nun eine weitere Trennung.

Amazon trennt sich von Sicherheitsfirma und von zweitem Dienstleister

Der Online-Händler trennt sich nun auch von dem Dienstleister, der für die Unterbringung der Zeitarbeiter und deren Transport verantwortlich gewesen ist.

Der Dienstleister war zudem auch für den Einsatz der Sicherheitskräfte verantwortlich. Der ARD-Fernsehbericht zeigte, wie Leiharbeiter aus vor allem südeuropäischen Ländern angeworben wurden, um bei Amazon im hessischen Bad Hersfeld zu arbeiten.

Hierbei wurden die Leiharbeiter nach Deutschland gebracht und ihnen dann vor Ort jedoch nicht der Arbeitsvertrag angeboten, der zunächst durch die Bundesagentur für Arbeit präsentiert wurde.

Mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt

Amazon teilte stattdessen mit, dass lediglich ein Vertrag über eine Leiharbeitsfirma möglich sei. Dabei erhielten die ausländischen Leiharbeiter einen deutlich niedrigeren Lohn als ursprünglich bei der Anwerbung versprochen.

Die Leiharbeiter wurden dabei in einem leer stehenden Ferienpark untergebracht und von Sicherheitsleuten bewacht. Die Sicherheitsleute entpuppen sich nach Recherchen des ARD-Fernsehteams als der Rocker-Szene beziehungsweise der Hooligan-Szene und der rechtsradikalen Szene nahe stehend.

Die Zimmer der Leiharbeiter wurden dabei zum Teil durch das Sicherheitspersonal widerrechtlich durchsucht und das Fernsehteam wurde teilweise von den Sicherheitskräften massiv bedrängt.

Sicherheitsfirma: Nähe zur rechtsradikalen Szene zurückgewiesen

Das Sicherheitsunternehmen wies die Anschuldigung hinsichtlich einer Nähe zur rechtsradikalen Szene derweil per Pressemitteilung zurück.

Dennoch trennte sich das Online-Versandhaus Amazon von der Sicherheitsfirma Hensel European Security Services (H.E.S.S).

In seiner Dokumentation wies das Fernsehteam auch darauf hin, dass die Abkürzung des Sicherheitsdienstes eine namentlichen Nähe zum ehemaligen Hitler Stellvertreter aufwies.

Amazon versucht Protestwelle zu ersticken

Ob dies Zufall ist oder Absicht blieb im ARD-Bericht über den Leiharbeiter-Skandal bei Amazon offen.

Während sich zwischenzeitlich auch die Politik in Form der Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in den Fall einmischte, versucht sich Amazon von jeder Schuld freizumachen.

In dem es sowohl der umstrittenen Sicherheitsfirma als auch dem zweiten Dienstleister kündigte, versucht Amazon nun die Protestwelle im Internet zu ersticken und die Schuld quasi an die Drittfirmen weiterzugeben.

Amazon: Lohn-Dumping als Geschäftsmodell?

Dabei geht nach den ARD-Recherchen die Vergabe der Arbeits- verträge an die Leiharbeitsfirmen auf Betreiben des Online-Versandhändlers zurück. Insofern dürfte zumindest die grundsätzliche Strategie des Lohn-Dumpings von Amazon selber ausgegangen sein.

Die in dem ARD-Bericht geschilderten Arbeitsbedingungen und Unterbringungsbedingungen der Leiharbeiter erinnerte dabei zum Teil eher an dem Beginn der industriellen Revolution denn an Arbeitsbedingungen des 21 Jahrhunderts.

Zum Konzept eines Lohn-Dumpings passt dies nach Meinung von Experten auf jeden Fall.

Zahlreiche Amazon-Kunden kündigten Accounts

Die Reaktion des Online-Versandhändlers offenbart, dass dieser wohl nicht mit einer derartigen Reaktionen der deutschen Bevölkerung gerechnet hat.

Zahlreiche Amazon-Accounts wurden gekündigt und viele Menschen teilten mit, dass sie bei dem Online-Versandhandel nie wieder eine Bestellung tätigen würden.

Insofern scheint der US-Konzern feststellen zu müssen, dass die Bundesrepublik Deutschland (noch) nicht dem kapitalistischen Eldorado der USA entspricht. Solange es hierzulande Arbeitsschutzgesetze und Betriebsverfassungsgesetze sowie eine starke Gewerkschaft gibt, dürfte dies auch vorläufig so bleiben.

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Bsp. Grafik: Amazon (c) cc/ William Christiansen

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