Ägypten Unruhen: Mursi will offenbar mit Richtern sprechen
Ägypten Unruhen: Bürgerkrieg 2012 abgewendet? Nachdem der ägyptische Präsident Mohammed Mursi die umstrittene Verfassungserklärung abgegeben hat, dass seine Aussagen juristisch nicht anfechtbar sind, gab es in den letzten Tagen vermehrt Unruhen.
Nun scheint sich die Lage zu entspannen. Offenbar ist der Präsident bereit, mit den führenden Richtern ein Gespräch zu führen.
Unklarheiten bezüglich der Diskussion um Machtbefugnisse
Offenbar soll noch im Laufe des heutigen Tages ein Gespräch mit den führenden Richtern des Landes stattfinden. Noch am Morgen hieß es, dass die Muslimbruderschaft unter Federführung von Mursi ihre Macht ungeachtet aller Proteste nicht beschneiden lassen wolle.
Ein führendes Mitglied der Muslimbrüder sagte gegenüber der Presse, dass der Präsident nach der Verkündung der Verfassungserklärung viel Zuspruch von Seiten der Bevölkerung erhalten habe.
Aus diesem Grunde werde der Präsident seine Entscheidungen nicht revidieren und an deren Inhalten festhalten. Der Anhänger der Muslimbrüder sprach von einer“ Verschwörung“ die das Ziel verfolge, Mursi zu stürzen.
An dieser Verschwörung seien nach Angaben des Parteimitgliedes offenbar auch die Richter sowie die Medien beteiligt. Präsident Mursi hatte in seiner Verfassungserklärung die eigenen Machtbefugnisse zu seinen Gunsten ausgeweitet.
Ein Mensch wurde im Zuge der Auseinandersetzungen getötet
Vertreter der Medien hatten sich unter Protest aus der verfassungsgebenden Versammlung bereits zurückgezogen. Die verfassungsgebende Versammlung wird von den Muslimbrüdern dominiert.
Kurz nachdem Präsident Mursi seine Verfassungserklärung verkündete, kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten.
Ein Islamist wurde im Zuge der Auseinandersetzung getötet. Gegner der Muslimbrüder hatten derweil Parteizentralen der Islamisten angegriffen.
Zahlreiche Anhänger beider Seiten wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt. Welchen Stellenwert Ägypten in Deutschland hat, offenbaren Berichte in diversen Finanzzeitungen.
Marx lässt grüßen
Demnach spielt nicht das persönliche Schicksal der Menschen die Hauptrolle, sondern lediglich die Entwicklung des Leitindex der Kairoer Börse.
In ellenlangen Artikeln wird die politische Situation als bloße Markierung eines Auf- oder Abwärtstrends an der Börse gewertet.
Dabei dürfen weder die Märkte noch die Kapitalinteressen irgendwelcher Anleger die Hauptrolle spielen, dies gilt auch angesichts der Tatsache, dass mehrere Weltkulturerbe im Zuge der Auseinandersetzungen mit zerstört werden können.
Kultur hat jedoch aus Sicht von Marktstrategen ungefähr den Wert an Wertschätzung, wie ein Hartz IV-Empfänger bei einem Banker. Letztlich geht es um den Zusammenhalt eines Staates und den Frieden in der Region.
Erst wenn diese Komponenten die Hauptsache darstellen, darf der Aktienmarkt seine Ansprüche überhaupt anmelden. Leider sieht die Realität genau umgekehrt aus. Erst das Kapital dann die Menschen, auch wenn es etwas antiquiert klingt, Marx lässt grüßen.
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Bsp. Grafik: Ägypten Unruhen / Bürgerkrieg (c) cc/RamyRaoouf