Ägypten: Fußball-Krawalle bringen weitere Ausschreitungen: Nach den heftigen Unruhen im Fussball Ägyptens mit mehr als 70 Toten und mehreren Hunderten Verletzten haben die Demonstranten nun die Krawalle auf die Straßen des Landes getragen.
In der gestrigen Nacht griffen auf der Halbinsel Sinai eine Gruppe gewalttätiger Personen eine Polizeistation an.
Demonstranten: Militärrat für Fußball-Krawalle in Ägypten verantwortlich
In Kairo kam es zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Dort wurden über 600 Menschen verletzt.
Die Polizei setzte bei den neuerlichen Krawallen in Ägypten Tränengas ein. Auch etwa 54 Polizisten wurden dem Vernehmen nach bei den Auseinandersetzungen verletzt. Auch in Suez gab es Proteste.
Als Grund für die Demonstrationen werten Experten die Wut auf den regierenden Militärrat. Die Demonstranten machen derweil den Militärrat für die Krawalle am Mittwoch in Port Said verantwortlich.
Dort waren nach einem Fußballspiel scheinbar bezahlte und organisierte Krawalle von einem Fanblock aus gestartet worden. 74 Menschen starben.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass Polizei und Militär tatenlos zusahen, wie die Krawallmacher auf die gegnerischen Fans losstürmten.
Für heute Nachmittag sind in Kairo Massendemonstrationen angekündigt worden. Derweil wurden Mitglieder des ägyptischen Fußball-Verbandes ihrer Ämter enthoben und der Gouverneur von Port Said abgesetzt.
Weitere News: Unruhen Ägypten: Fussball-Krawalle von Mubarak-Anhängern geplant?
Ägypten Krawalle: Wiederholt sich die Revolution?
Der regierende Militärrat hat zwischenzeitlich zudem eine dreitägige Staatstrauer angesetzt. Das ägyptische Parlament will nun die Umstände der Krawalle klären.
Die ägyptische Muslimbruderschaft bezichtigte zwischenzeitlich Anhänger des früheren ägyptischen Machthabers Husni Mubarak, die Krawalle verursacht zu haben.
Derweil wollen sich die Spieler des Vereins Al-Ahly, der bisherigen Referenz im Fussball Ägyptens, aus dem aktiven Profisport zurückziehen. Es hat den Anschein, als wenn die ägyptische Revolution sich ein zweites Mal wiederholt.
Diesmal scheint jedoch das Militär unversöhnlich der eigenen Bevölkerung gegenüberzustehen. Weiteres Blutvergießen bleibt daher zu erwarten.
Insbesondere der Verlauf der heutigen Großdemonstration in Kairo wird letztlich den Verlauf der weiteren Entwicklung entscheidend prägen.
Auch im Ausland werden die Krawalle in Ägypten zunehmend mit Besorgnis aufgenommen. Aufgrund der wichtigen Rolle Ägyptens im Nahen Osten scheint auch der Nahostfriedensprozess zunehmend in Gefahr zu geraten.
Grafik zum Artikel: Krawalle Ägypten / Fussball (c) ted