1. Mai Demos: Weichgespülte Revolutionäre

Stephan Frey
Stephan Frey
6 min Lesezeit
Tag-der-Arbeit-1-Mai-Demo-News

Die Demos am 1. Mai waren wieder einmal Schauplatz für zahlreiche „Feiertags-Revolutionäre“, nicht nur in Berlin. Und wie jedes Jahr zum 1. Mai gingen die Gewerkschaften in ihren offiziellen Kundgebungen auf die Bedeutung rund um den „Tag der Arbeit“ ein.

Tag-der-Arbeit-1-Mai-Demo-News

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte auf seinen Kundgebungen wiederholt höhere Gehälter und mehr soziale Absicherung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Tag der Arbeit: Alternative „Kundgebungskultur“

Neben den offiziellen Maikundgebungen hat sich jedoch seit einigen Jahren auch eine zweite „Kundgebungskultur“ entwickelt, die bislang sowohl von der politisch rechten wie linken Seite forciert wurde.

Ob NPD-Aufmärsche aufseiten der Rechten oder Autonome in Hamburg und Berlin, auf der Linken, beiden ist gemein, dass diese nur dadurch einen „offiziellen“ Charakter erhalten, als dass die Staatsmacht, sprich, die Exekutive, also die Polizei, eingreifen muss.

Entgegen den Erfahrungen bisheriger Jahre scheint es jedoch dieses Jahr in Berlin relativ ruhig zu bleiben.

Lediglich einige vermummte Autonome sorgten für Polizeieinsätze. Rund 7000 Beamte der verschiedenen Bundesländer sollen in der Hauptstadt für Ruhe und Ordnung sorgen.

15000 Teilnehmer zur „Revolutionären 1. Mai-Demo“ erwartet

Am Abend und in der Nacht könnte die Situation aktuell allerdings eskalieren. Denn da werden rund 15000 Teilnehmer zur sogenannten „Revolutionären 1. Mai-Demo“ erwartet.

Auf der politisch Rechten hat die rechtsextreme NPD drei Veranstaltungen bei den Behörden Berlins angemeldet.

Derweil wurde am heutigen 1. Mai 2012 ein Vielfaches an friedlichen Gegendemonstranten erwartet. Auch in Hamburg blieb es dem Vernehmen nach bislang ruhig.

Im Gegenteil, die Autonomen scheinen inzwischen handzahm geworden zu sein und halfen sogar dabei brennenden Müll zu löschen.

Allerdings wird auch hier mit der „Revolutionären 1. Mai-Demo“ aktuell in der Nacht ein kritischer Höhepunkt des Tages erwartet.

Insgesamt dürfte im Ergebnis die Taktik der Polizei jedoch aufgehen, für eine deeskalierende Stimmung zu sorgen und nur bei bewussten Provokationen einzuschreiten.

Alt 68’er: „Revolutionärer Kindergarten“

Ungeachtet dessen dürften sich zumindest einige Alt-68’er fragen, was aus Deutschland geworden ist, wenn selbst die „revolutionären Geister“ die Spuren ihres Handelns gemeinsam mit den zu bekämpfenden Staatsgewalten beseitigen?

Einige Alt 68’er sprechen bereits vom „revolutionären Kindergarten“.

Wirbt die Polizei zukünftig bei Mai-Demos für den Polizeiberuf?

Einige böse Zungen behaupten sogar, dass bei zukünftigen Mai-Kundgebungen die Polizei zukünftig Stände aufbauen will, um aus den Kreisen der Autonomen zukünftiges Personal zu rekrutieren.

Immerhin haben die Autonomen Erfahrung in Außeneinsätzen und greifen bei brennendem Müll gerne auch mal zum Löscheimer, auch einige Altenheime überlegen demnach bereits zukünftiges hilfsbereites Personal aus dem Kreise der „freundlichen Revolutionären Garden“ Berlins und Hamburgs zu beziehen.

Zwei Erklärungsansätze für heutiges Handeln

Von revolutionärem Gedankengut der Elterngeneration scheinen diese jedenfalls weit entfernt zu sein. Dafür gibt es zwei Erklärungsversuche.

Erstens, die Elterngeneration hat so gut vorgearbeitet, dass es nichts mehr zu verbessern gibt oder:

Zweitens, der Wohlstand selbst hat die „revolutionären Geister“ erfasst und diese im Endeffekt von dem Gesellschaftssystem insgeheim ähnlich begeistert sind wie der Großteil der Bevölkerung.

1. Mai: Event ähnlich einem Rock-Konzert?

Insofern scheint der 1. Mai für die linken „Hobby-Revolutionäre“ eher ein Event ähnlich einem Rock-Konzert darzustellen, denn einem wirklich revolutionären Geist entsprungen zu sein.

Für die rechten Chaoten aus dem Kreise der NPD gilt hingegen, dass diese nicht revolutionär sind, auch wenn sie es sich auf die Fahnen schreiben, sondern verfassungsfeindlich an sich.

Gemeinsamkeit zwischen Autonomen und Staat: Kampf gegen Rechts

Den Autonomen ist hingegen zugutezuhalten, dass diese der Kampf gegen Rechts mit dem Staat vereint. Zudem würde ein Autonomer nie einen Menschen anderer Hautfarbe angreifen oder Menschen mit Handicapt schlagen.

Insofern hat zumindest das linke Chaos etwas „staatstragendes“. Allerdings wollen das die „linken Revolutionäre“ wohl nicht allzu gerne hören.

Deshalb lässt sich zusammenfassen, dass die sogenannten linken „Revolutionäre“ von heute, von denen innerhalb der Woche viele einem normalen Beruf nachgehen, eher eine Eventbewegung denn eine wirklich politisch ambitionierte Bewegung darstellen.

Vergleich mit Weichspülgang einer Waschmaschine

Deshalb sind die Revolutionäre heutzutage eher mit dem Weichspülgang der Waschmaschine zu vergleichen, denn mit der Zeit der 68’er.

Diese hatte im Gegensatz zu den heutigen Chaoten politische Ideale und Visionen, von denen letztlich die heutigen „Möchtegern-Revolutionäre“ profitieren.

Zudem sollten auch die „revolutionären Geister“ akzeptieren, dass der Staat ihnen die Freiheiten lässt, ihren „revolutionären Geist“ auszuleben.

Allein dies zeugt davon, dass es sich zumindest in Deutschland und der EU nicht lohnt, eine freiheitlich demokratische Grundordnung mit gewährten Menschenrechten gegen eine diffuse anarchische Gesellschaftsform zu ersetzen.

Somalia wäre ein gutes Lehrstück für die „revolutionären Geister“, nicht nur am „Tag der Arbeit“. Ansonsten gilt, die Polizei sucht händeringend freundliches Personal.

Weitere News: Tanz in den Mai: Party, basierend auf alter Tradition


Bsp. Grafik: Tag der Arbeit 2012 / 1. Mai Feiertag-Demo (c) ppc

Diese News teilen
Ihr Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert