CSU Parteitag: Richtiges Hochdeutsch wurde nur selten gesprochen

Stephan Frey
Stephan Frey
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Auf dem CSU-Parteitag präsentierten sich die Christsozialen einerseits als die konservative Volkspartei Bayerns, andererseits als die Partei, die trotz ihres nur regionalen Wirkbereichs den bundesweiten Gestaltungsanspruch geltend macht.

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Ob die Debatte über die Maut oder die Diskussion um das europäisch-amerikanische Freihandelsabkommen, zu nahezu jedem Thema hatte die CSU auf ihrem Parteitag das “Patentrezept“ ihrer Ansicht nach parat.

Spricht CDU-Generalsekretär Tauber zu Hause klingonisch?

Als es um das pikante Thema der Migration ging, verurteilte die CSU die jüngsten Brandanschläge auf Asylbewerberheime in Bayern aufs schärfste, um danach aber direkt darauf hinzuweisen, dass Migranten “dazu angehalten werden sollen, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ Insbesondere die Kritik von Bündnis 90/Die Grünen, dass die CSU durch ihren Populismus in der Sache mit dazu beigetragen habe, dass die Brandanschläge auf Asylbewerberheime Bayern erst möglich wurden, ließ die CSU für sich selbst nicht gelten.

Auch die Kritik aus der CDU, die die Forderungen der Schwesterpartei im Bezug auf die deutsche Sprache ebenfalls nicht gutheißen wollte, perlte bei der CSU ab. Wörtlich sagte der CDU-Generalsekretär Peter Tauber, “es gehe die Politik nichts an, ob ich zuhause lateinisch, klingonisch oder hessisch rede.“

CSU-Leitantrag wurde im Zuge der Kritik modifiziert

Nach der heftigen öffentlichen Kritik ruderte die CSU auf ihrem Parteitag jedoch zurück und veränderte den Wortlaut des Leitantrages in dieser Angelegenheit. Nun sollen die Migranten “lediglich motiviert“ werden, um “im täglichen Leben deutsch zu sprechen.“ In einem Interview betonte CSU-Chef Seehofer, dass es nie Ziel der CSU gewesen sei, den “Ablauf des Familienlebens“ durch die Partei regeln lassen zu wollen.

Insbesondere außerhalb Bayerns dürfte die Debatte aber auch noch genügend Stoff für das Kabarett abgeben. Hat sich doch so mancher Delegierter am Rednerpult durch alles andere als die Partei-eigene Forderung des “Hochdeutsch im Alltag“ ausgezeichnet.

Die Bibel, Matthäus 7 und die CSU

Stattdessen wurde im zünftigen bayerischen Dialekt gesprochen. So manch einer könnte da auf den Gedanken kommen und die Bibel zitieren: In Matthäus 7 heißt es: „Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.

Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge?“
In CSU-Hochdeutsch heißt es in Matthäus 7:“Richttß nit, nit däßß ös grichtt werdtß! Denn yso wieß ös richttß, yso werdtß aau selbn grichtt. Und naach dönn Maaß, woß mösstß dyrmit und zuetailtß, werd aau enk öbbs zuegmössn.

Zwö seghst n dö Schipff in n Aug von deinn Bruedern, dönn Traaum in deinn aignen aber gspannst nity? Wie kanst n gan deinn Bruedern sagn: ‚Gee, laaß dyr decht dö Schipff von n Aug ausherzieghn!‘; dyrweil haast aber selbn aynn gantzn Traaum drinn? Du Himmltrager, du scheinheiliger!

Ziegh dyr selbn zeerst aynmaal dönn Balchen von n Aug ausher; naacherd kanst allweil non schaun, öbst dönn Schifern von deinn Bruedern dönn seinn ausherbringst.“ (Quelle: Biblos.com,De Bibl auf Bairisch). In dieser Hinsicht sollte sich die CSU an ihre christlichen Wurzeln erinnern, ob in ur-bayrisch oder hochdeutsch spielt dabei keine Rolle.

In diesem Fall wäre diese Debatte auf dem diesjährigen Parteitag nie aufgekommen. Vielleicht wäre beim nächsten CSU-Parteitag eine Bibelnachschulung als Leitantrag sinnvoll?

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Bsp. Grafik zum Artikel (c) cc/Michael Panse

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