Anders Breivik Prozess: Norwegen stellt sich dem Bösen

Stephan Frey
Stephan Frey
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Anders Breivik Prozess-News

Anders Breivik: Manifest wird im Prozess zum Thema: Der Norweger Anders Behring Breivik, welcher in Norwegen 77 unschuldige Menschen heimtückisch und mit Vorsatz im Rassenwahn umgebracht hat, versucht das Gericht für seine Sicht der Welt als Bühne zu benutzen.

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Während der Befragungen durch die Anklage weigerte sich Breivik nähere Fragen von der leitenden Staatsanwältin zu beantworten.

Anders Breivik im Prozess: „Würde wieder so handeln“

Stattdessen nutze Anders Breivik seine Redezeit im Prozess für die verquere und von islamophoben Ansichten geprägte Aussage.

Er versuchte dem Gericht zu verdeutlichen, dass er für ein Tempelritter-Netzwerk die Taten vollbracht habe, um Norwegen von Ausländern frei zu halten.

Der Angeklagte sagte zudem, dass er erneut so handeln würde, wie er gehandelt habe, sprich 77 unschuldige Menschen zu töten. Die Anklage wirft Breivik den Tod von 77 Menschen vor.

Ebenso ist Breivik wegen Terrorismus angeklagt. Neben den Morden auf der Ferieninsel Utøya wird dem Angeklagten zudem ein terroristischer Anschlag in Norwegens Hauptstadt Oslo zur Last gelegt.

Psychiatrische Gutachten: Widersprüchliche Aussagen

In dem Prozess geht es neben der unzweifelhaften Schuldfrage vor allem um die Frage, ob Anders Breivik im Sinne des Strafrechts überhaupt zurechnungsfähig ist oder ob er ein Fall für die Forensische Psychiatrie ist.

Ein erstes psychiatrisches Gutachten hatte Breivik eine paranoide Schizophrenie attestiert.

Ein anderes Gutachten betrachtete den Massenmörder hingegen als zurechnungsfähig und damit als strafrechtlich verantwortlich für seine Taten.

In jedem Fall sind sich alle Psychiater darin einig, dass Breivik psychisch nicht normal ist. Gleichzeitig besteht gerade darin die Gefahr der Relativierung des Verbrechens.

Anderseits sehen andere Gutachter in dem planvollen Handeln des Anders Breivik keine Anzeichen für eine paranoide Schizophrenie.

Einig sind sich alle Gutachter jedoch in der Einschätzung, dass Breivik einem Rassenwahn verfallen ist, der 77 unschuldigen, vor allem jungen Menschen, das Leben kostete. Norwegen selbst demonstriert in diesen Tagen jedoch seine Stärke.

Norwegen: Gesellschaft zeigt Menschlichkeit auch gegenüber dem Bösen

Trotz der Brisanz des Falls, trotz der Dimension des Verbrechens überzeugt die Justiz Norwegens mit ihrer rechtsstaatlichen Vorgehensweise im Anders Breivik-Prozess. Norwegens Bevölkerung hatte bereits im Nachgang der Taten den gesellschaftlichen Zusammenhalt gezeigt.

Insofern gebührt den Norwegern in diesen Tagen die Aufmerksamkeit und nicht einem narzisstischen und wie auch immer gearteten psychisch kranken Massenmörder. Hier ist auch den Medien insgesamt ein Vorwurf zu machen.

Diese berichten teilweise detailliert über jede Aussage des Anders Breivik im Prozess und bieten ihm dadurch letztlich ein Forum. Vielmehr sollte es Portraits über die verhandelnden Richter und Staatsanwälte geben und über die norwegische Justiz beziehungsweise die demokratische Gesinnung des norwegischen Volkes insgesamt.

Dann zeigt sich auch, dass der Angeklagte lediglich eine der realen Welt entrückte Ausnahme darstellt. Norwegen stellt sich dem Kampf gegen das Böse. Der Sieger steht bereits jetzt fest.

Menschlichkeit, demonstriert durch die Norweger selbst, das beinhaltet auch und gerade die menschliche Behandlung des wahrhaftig Bösen, in Gestalt eines Anders Breivik.

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Artikel-Grafik: Anders Breivik Prozess / Manifest (c) ep

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5 Kommentare
  • Korrekte Feststellung des Autors. Nur: Hatten denn nicht die Medien vor einigen Monaten, als die Tat stattfand, einen inoffiziellen Konsens gefunden, dass man Breivik möglichst keine mediale Bühne für seine Weltvorstellungen bieten wolle, sondern nur das berichtet, was absolut notwendig ist? Und jetzt bekommen wir plötzlich alle 10 Minuten eine neue Riesen-Headline über seine neusten Aussagen und Taten vor Gericht …..

  • Norwegen lässt sich seinen Rechtsstaat nicht von einem Monster kaputtmachen. Der mutmaßlich geisteskranke Mann, der auf der Anklagebank sitzt, hat das Recht sich zu äussern. Und die Richter haben das Recht, ihn für unheilbar krank zu befinden und ihn tatsächlich lebenslänglich in eine psychatrische Anstalt zu setzen. Das wäre aus meiner Sicht die richtige Lösung.

  • Der Instinkt des emotional geleiteten Menschen sagt, dass dieser Mensch für immer eingekerkert werden sollte. Es macht für das Empfinden der Angehörigen der Opfer und der Überlebenden keinen Unterschied, ob der Täter voll zurechnungsfähig oder schizophren ist, denn der Prozess ist für sie eine gewaltige Belastung und Zumutung. Das Gerichtsspektakel garantiert dem Massenmörder eine immense Aufmerksamkeit, der sich mit erhobener Faust vor den Kameras inszeniert. Zehn Wochen lang sollen die Menschen im Namen der Gerechtigkeit einem zuhören, der aus Sendungsbewusstsein bestialisch junge Menschen hingerichtet hatte und bedauert nicht noch mehr getötet zu haben. Das Rechtswesen der Demokratien verlangt den Menschen oftmals viel ab, denn der Täter bezeichnet seine Taten als grausam aber notwendig.

  • So hart wie es klingt und wenn es auch Einige nicht wahr haben mögen: Breiviks Verhalten ist menschlich. Alles, was er getan hat, dazu ist die menschliche Rasse fähig und im Stande zu tun. Punkt. Anders Behring Breivik ist nur ein Spiegelbild und Produkt unserer kranken, westlichen Gesellschaft und keinesfalls ein Monster. Mit der Abstempelung der „Entartung“ würde man es sich hier wieder viel zu leicht machen.

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